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Taoismus, Daoismus

Der Taoismus, oder Daoismus nach neuerer chin. Schreibweise, ist eine der drei zentralen Schulen des Denkens und Handelns im alten China gewesen, bzw. hat bis heute überdauert. Neben Konfuzianismus und Buddhismus verkörpert der Taoismus im Großen und Ganzen, wie die Chinesen die Konzepte des Chi, der Yin-Yang-Dynamik und sogesehen ihre gesamte Kosmologie entwickelt und vor allem weiter entwickelt haben.

Namensgebend für die taoistische Philosophie ist das Werk des Laotse/Laotsu, das Tao te king.

Wir erinnern uns, dass Chi, Yin und Yang elementare Begriffe in der TCM (traditionellen chinesischen Medizin) sind, genauso aber auch in Kunst, Kultur, Architektur und vielem mehr.

Yin und Yang, sind dabei sehr harmonische Gegensätze, die sich zwar gelegentlich abstoßen, aber immer wieder zusammen ziehen. Und in dieser Dynamik auf mikrozellulärer Ebene Prozesse steuern, bis hin zu den Himmelsmechaniken unseres Multiversums.

Faszinierend dabei, dass die alten Griechen ebenso eine treibende Kraft hinter der Schöpfung sahen, Eros – der Verlangen auslösende, die nicht nur bis heute die Beziehung von Molekülen beeinflusst, sondern ebenso die Geschicke des Makrokosmos

Entgegen der westlichen Dualistik, sehen die Taoisten Yin und Yang als sich ständig verändernde Einheit gegensätzlicher Pole die sich ergänzen wollen. Das wird besonders in der TCM deutlich, die einen ganzen Katalog der Entsprechungen von Symptomen mit den jeweiligen Yin-Yang-Zuständen erstellt haben, und die dazugehörige Ausgleichstherapie.

Taoistische Priester betreiben die „innere Alchemie“. Hierbei widmet man sich der Entfaltung und Verfeinerung seines Chi. Körperliche und geistige Energie führt man zusammen. Dies geschieht in einer tiefen Meditation. Dieser Prozess führt zur inneren Reinigung und bringt Harmonie zwischen Yin und Yang mit sich. Dabei helfen die Meridiane, die man im Körper als gegeben annimmt. Sie spielen auch bei der Akupunktur eine große Rolle. Heilende Maßnahmen vergangener Zeiten, die unter Bezug auf spirituelle Zusammenhänge den Körper des Menschen betrafen, nennt man auch „äußere Alchemie“. Daher spricht man davon, dass Taoisten innere und äußere Alchemie betreiben.

S. 156, Östliche Philosophie – Grundlagen: Auf den Spuren des Buddhismus, Konfuzianismus und Taoismus

Diese Selbstkultivierung, wird auch nach außen getragen. Zum Beispiel mit geomantischen Richtlinien die im Feng Shui Anwendung finden, die allerdings nicht nur Räume und Gebäude sondern sogar die gesamte Landschaft mit einbezieht und versucht das jeweilige Objekt harmonische in die Gesamtheit einzufügen.

Die Harmonie, besonders die Harmonie zwischen Yin und Yang, soll am besten immer ausgeglichen sein, wird in jeglichem Aspekt des Lebens angestrebt. Dabei kommt die chaotische Natur, die natürlichen Verschiebungen von Yin-Yang und auch äußere Einflüsse zu tragen, wie zum Beispiel Dämonen, Geister und Götter. Aber auch astronomische und astrologische Begebenheiten, die Wechselbeziehungen der 5 Elemente mit ihren entsprechenden Charakteristika, bis hin zum I-Ging mit den 64 Trigrammen des Bagua (ursprünglich 8 Trigramme die mit sich selbst in Bezug gesetzt werden, darum 8×8=64) – nur um die Komplexität der Denkweise zu umreißen.

Die zuvor angesprochene Selbstkultivierung hat mit der Verehrung der acht Unsterblichen dazu geführt, ähnlich wie bei der westlichen Alchemie das mit dem Ding zu Gold machen, das die Taoisten danach streben unsterblich zu werden. Dabei ist diese Allegorie gar nicht so abwegig wie sie zu erst klingen mag. Nur was man sich unter der Unsterblichkeit vorstellt, ist ein sehr dehnbarer Begriff. – Die Taosisten, die besonders auf die Atmung und Atemmeditationen wert legen, sind tatsächlich an einer geistigen Unsterblichkeit interessiert, gleichzeitig aber der Vergänglichkeit des Körpers sehr wohl bewußt.

Ein Taoist würde also so gesehen nie die körperliche Unsterblichkeit anstreben, denn diese wäre gegen die natürliche Ordnung von Yin und Yang. Das eigene Bewusstsein soweit zu erheben, zu erleuchten um eins mit dem mystischen Tao zu werden allerdings sehr wohl. Und hier zieht sich für mich eine deutliche geistige Verwandtschaft zu der westlichen Hermetik die im Grunde genau das zum Ziel hat.

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