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Buddhismus

Buddhismus, eine der großen Weltreligionen, die sich aber eher als „Philosphie“ oder Weltanschauung besser beschreiben würde, das es weniger um Glauben, als um Verstehen, Erkennen und dem Durchdringen der Illusionen unseres Seins geht.

Buddhismus wurde nach dem Sinnstifter Buddha benannt, was eigentlich ein Titel ist – Erwachter. Der Erwachte der den Buddhismus quasi gestiftet hat, Siddharta Gautama (Siddhattha Gotama) 470-390 v. Chr. (wobei es um die genaue Zeit unterschiedliche Meinungen gibt). Lebte als indischer Prinz (heute gehört die Gegend zu Nepal) in nahezu behüteter Kindheit bis zur Heirat. Behütet im Sinne von gefangen in einem goldenen Käfig, von dem er nicht mal wusste, dass er quasi gefangen war. Dies wird später kennzeichnend für seine Sicht- und Denkweise. Der Legende nach begegnete der junge Prinz auf seinen illegalen Streifzügen außerhalb des Palastes einem Bettler, einem Kranken und einem Toten. Dies erschütterte den Prinzen dermaßen, denn alle diese Eindrücke des Lebens wurde vor ihm verborgen gehalten, dass er sich aufmachte auf religiöse Sinnsuche zu gehen.

Nach fast sechs Jahren Hungeraskese bis zur Ausmergelung, und Atemübungen fast bis zum Kollaps, erkannte Siddharta das in diesem Extrem keine Erleuchtung ihm zuteil werden würde. Weder das ausschweifende Palastleben, noch die harte Askese sollten seinen Erkenntnisweg darstellen, sondern der Weg der Mitte.

Die Lehre des Buddhismus

Nach der buddhistischen Lehre sind alle unerleuchteten Wesen einem endlosen leidvollen Kreislauf (Samsara) von Geburt und Wiedergeburt unterworfen. Wobei die europäische Bedeutung von Leid und Leiden hier den Kern des Sache nicht trifft. Eher das Streben, der Eros, der einen in die verschiedensten Situationen zieht und treibt und uns antreibt. Ziel der buddhistischen Praxis ist, aus diesem Kreislauf des ansonsten immerwährenden Leidenszustandes herauszutreten. Dieses Ziel soll durch die Vermeidung von Leid, also ethisches Verhalten, die Kultivierung der Tugenden (Fünf Silas), die Praxis der „Versenkung“ (Samadhi) und die Entwicklung von Mitgefühl für alle Wesen und allumfassender Weisheit (Prajna) als Ergebnisse der Praxis des Edlen Achtfachen Pfades erreicht werden. Auf diesem Weg werden Leid und Unvollkommenheit überwunden und durch Erleuchtung (Erwachen) der Zustand des Nirvana realisiert. Nirvana ist nicht einfach ein Zustand, in dem kein Leid empfunden wird, sondern eine umfassende Transformation des Geistes, in dem auch alle Veranlagungen, Leiden je hervorzubringen, verschwunden sind. Es ist ein transzendenter Zustand, der nicht sprachlich oder vom Alltagsverstand erfasst werden kann, aber im Prinzip von jedem fühlenden Wesen verwirklicht werden könnte.

Die Kernelemente jedes Buddhisten sind die Bekennung zu den drei Juwelen, die Anerkennung der vier edlen Wahrheiten und das praktizieren des edlen achtfachen Pfades.

  • Die drei Juwelen (auch Drei Kostbarkeiten, dreifache Edelsteine, Drei Schätze): bezeichnen im Buddhismus Buddha (den Zustand der Erleuchtung), Dharma (die Buddha-Lehre) und Sangha (hierbei ist, je nach Schule unterschiedlich, meist nur die Gemeinschaft der Erwachten gemeint, in manchen Schulen aber auch der allgemeine Sangha, der die Praktizierenden in ihrer Gesamtheit beinhaltet)
  • Die vier edlen Wahrheiten: Die Erste Edle Wahrheit lautet, dass das Leben in der Regel vom Leiden (dukkha) an Geburt, Alter, Krankheit und Tod geprägt ist, sowie von subtileren Formen des Leidens, die vom Menschen oft nicht als solches erkannt werden, wie etwa das Hängen an einem Glück, das jedoch vergänglich ist. Die Zweite Edle Wahrheit lautet, dass dieses Leid in Abhängigkeit von Ursachen entsteht, nämlich im Wesentlichen durch die Drei Geistesgifte, die in deutscher Übersetzung meist als „Gier“, „Hass“ und „Unwissenheit / Verblendung“ bezeichnet werden. Die Dritte Edle Wahrheit besagt, dass das Leiden, da durch Ursachen bedingt, zukünftig aufgehoben werden kann, wenn nur diese Ursachen aufgelöst werden können, und dass dann vollständige Freiheit von Leiden erlangt werden kann (also auch Freiheit von Geburt und Tod). Die Vierte Edle Wahrheit besagt, dass es Mittel zu dieser Auflösung der Leidensursachen gibt, und damit zur Entstehung von wirklichem Glück. Diese Mittel sind der edle achtfache Pfad.
  • Der edle achtfache Pfad: rechte Erkenntnis, rechte Absicht, rechte Rede, rechtes Handeln, rechter Lebenserwerb, rechte Übung, rechter Achtsamkeit und rechter Meditation, wobei mit recht die Übereinstimmung der Praxis mit den Vier Edlen Wahrheiten, also der Leidvermeidung gemeint ist

Die drei Fahrzeuge des Buddhismus

Im Buddhismus spricht man weniger von Schulen, Strömungen oder Systemen, sondern von Pfaden und mehr noch von Fahrzeugen (yana), Fahrzeuge die den Buddhisten über das Meer des Leidens fahren/tragen.

Ein Pfad ist der Weg der Entsagung, der Theravada-Buddhismus. Dieser konzentriert sich auf die Lehre der Vier Edlen Wahrheiten und den Achtfachen Pfad sowie Anleitungen zur Meditation. Er ist bekannt für seine Gelübde und die Kultivierung von Disziplin. Auf diesem Pfad lernt man, anderen nicht zu schaden.

Ein weiterer Pfad, der Mahayana-Buddhismus, beinhaltet Erkenntnis oder Verwirklichung. Der Mahayana-Buddhismus ist bekannt für sein höheres Verständnis von Leerheit und Mitgefühl. Auf diesem Pfad wird gelehrt, wie man anderen hilft – und ihnen somit automatisch keinen Schaden zufügt.

Auf dem dritten Pfad, dem Tantrayana, geht es um Transformation, um Umwandlung. Dieser Pfad lehrt, mit uns selbst glücklich zu sein. Dann helfen wir anderen automatisch.

Theravada/Hinayana

Streng genommen wurde der Begriff Hinayana (kleines Fahrzeug) von den Mahayana-Buddhisten in Abgrenzung zu ihren Vorstellungen geschaffen, und gilt als abschätziger Begriff. Leider umfasst dieser Begriff als einziger annähernd die vor-Mahayana-Schulen des Buddhismus. So gesehen ist er eine Krücke, die keinesfalls abwertend hier in diesem Zusammenhang verwendet wird. Theravada ist die Bezeichnung die sich die heute als orthodox geltenden Buddhisten daraufhin selbst gaben und bedeutet soviel wie „Schule der Älteren“.

Der Theravada, wie sich am Wort orthodox schon der ein oder andere es sich gedacht hat, umfasst die Traditionalisten unter den Buddhisten. Sie sehen sich als Bewahrer der ursprünglichen Sichtweisen des Buddha und die Erlösung muss durch ethische Selbstdisziplin erfolgen. Die Erlösung, das Verlöschen im Nirvana muss jeder selbst anstreben und ist keine Zwangsläufigkeit.

Der Theravada Buddhismus strebt eine ruhige Geisteshaltung an, in der intensiv versucht wird intensive, schwierige und unangenehme Begebenheiten vermieden werden können. Daher spielen Klöster und das Leben als Mönch (inzwischen auch Nonne) eine große Rolle. Würde man dem Theravada Charaktereigenschaften verleihen, wäre eine kühle Rationalität deutlich im Vordergrund.

Seine Tradition bezieht sich in ihrer Praxis und Lehre ausschließlich auf die ältesten erhaltenen Schriften der buddhistischen Überlieferung, die im Tipitaka (Pali) (auch Tripitaka (Sanskrit) oder Pali-Kanon), zusammengefasst sind.

Mahayana

Im Mahayana, dem großen Fahrzeug, stehen dem nach Erlösung und Erleuchtung suchendem die Boddhisattwas zur Seite, zeitlose Wesen die sich aus Mitgefühl dem Verlöschen im Nirvana verwehrten bis alle Lebewesen erlöst sind. Und dies charakterisiert auch den Kern der Lehren des Mahayana, Mitgefühl und Weisheit.

Geradezu revolutionär kennzeichnet die Ansicht des Mahayana, dass Buddha sowohl in physischer als auch spiritueller Erscheinungsform existiert, existiert hat und immer existieren wird. Der physische Buddha Siddharta Gautama aka Shakyamuni, ist lediglich einer dem viele Buddhas schon vorangegangen sind und weitere nachfolgen. Darum können ohne Probleme neue Schriften und Ansichten eingegliedert werden, und sie der spirituellen Buddhaweisheit zugeschrieben werden. Das kennzeichnete den Knackpunkt, der den Buddhismus vor allem in Tibet, Mongolei, China, Japan und Korea sich ausbreiten lies, wenn auch eher in den Ausprägungen des Tantrayana. Die Anpassungsfähigkeit und Flexibilität des Mahayana lässt ihn entspannt neben anderen Religionen stehen, ohne in einen Streit über Richtigkeit und Absolutheit sich verwickeln zu lassen.

Der Mahayana verwendet neben dem Tripitaka auch eine Reihe ursprünglich in Sanskrit abgefasster Schriften („Sutras“), die zusammen den Sanskrit-Kanon bilden. Zu den bedeutendsten Texten gehören das Diamant-Sutra, das Herz-Sutra, das Lotos-Sutra und die Sutras vom reinen Land. Ein Teil dieser Schriften ist heute nur noch in chinesischen oder tibetischen Übersetzungen erhalten.

Tantrayana

Hier muss man vom Begriff her sofort eine Abgrenzung zum indischen Tantra anführen. Die Schule des Tantrayana, die maßgeblich den tibetischen Buddhismus und andere geprägt hat, fußt auf den Mahayana Lehren, ergänzt diese durch verschiedene Erweckungsmöglichkeiten, esoterisch-spirituelle Erweckungserfahrungen und Ansichten. Während im indischen Tantra Körperlichkeit und Sinneseindrücke im Vordergrund stehen (Kamasutra als eines der Beispiele) ist das im Tantrayana kaum bis gar nicht der Fall.

Im buddhistischen Tantra soll durch Übungen eine außergewöhnliche Fertigkeit und Virtuosität erlangt werden um einen höheren Bewusstseinszustand zu erreichen. Letztendlich ist das Ziel einen Bewusstseinszustand zu erreichen, der weniger leidet und damit auch weniger Leiden (Dukkha) verursacht als der Zustand vor den Übungen. Dabei werden viele höhere Zustände beschrieben, einhergehend mit höheren Bewusstseinskräften (Siddhis), die sich als Ergebnis der Übungspraxis einstellen.

  • Mantrayana: Mantren werden, im Mantrayana von einem geistigen Lehrer übermittelt, als nach innen wirkende Selbstmedizin, unterstützt durch eine verstärkende Handgeste, in Versenkung die zu einem Erlebnis der Befreiung führen sollen.
  • Vajrayana: dadurch das alles in der Welt „nur Geist“ ist, lässt sich mit den schaffenden Silben eine donnergleiche (Vajra=Donnerkeil) Erleuchtung bewirken in der alle Illusionen abfallen.
  • Sahajayana: gegen alle Konventionen heißt der Sahajayana alle Sinnesgenüsse willkommen, solange man sich davon nicht „einfangen“ lässt, denn Selbstdisziplin im Denken wird ganz hoch gehalten. In der Verschmelzung der Gegensätze erkennt man die All-ein-heit und wird erleuchtet.
  • Kalacakra: ein System der Astrologie, das „Rad der Zeit“, dessen Elemente ins religiöse erhoben wurden. Das Kalacakra wird als Eigennahmen des Ur-Buddha verstanden der als geistige Mitte und Zentrum des Systems gilt. Die mystische Identifikation mit ihm führt zur spontanen Erleuchtung

Buddhismus Ostasiens

  • Amitabha-Buddhismus: Amitabha-Buddhismus ist eine Sammelbezeichnung für jene Schulen des Mahayana-Buddhismus, die sich auf den transzendenten Buddha Amitabha beziehen. Im Amitabha-Buddhismus (aka Amidismus) steht das Vertrauen in die Allgüte Amitabhas (Amidas) und die Erwartung einer Wiedergeburt im Reinen Land (sanskr. Sukhavati; jap. Jōdo) im Vordergrund. Daher spricht man auch vom Reines-Land-Buddhismus. Die Technik des Amitabha-Buddhismus hat nicht den Anspruch, absolutes Nirvana zu erreichen, wohl aber relatives Nirvana, also einen Zustand, wo nur noch geringe Anhaftungen im Sinne einer Ich-Objekt-Relation bestehen. Samsara wird folglich nicht komplett durchbrochen
  • Chan- und Zen-Buddhismus: eine Vermischung der Tantrayana-Überzeugungen mit Taoistischen Elementen, bei der Erleuchtung spontan aus sich heraus geschehen kann; Das Nachsinnen und Meditieren über Koans (Fragen die die Logik sprengen) verändert die Seinsweise des Zen-Schülers, so lange bis die Frage ihre Provokanz für ihn verloren hat und damit „gelöst“ ist.

weiterführende Informationen:

weiterführende Literatur:

Der Medizin-Buddha – Bhaisajyaguru/Bhaisajayaguru

Der Medizin-Buddha ist eine spezielle Form des Buddha, so wie Amitabha den Buddha in seiner transzendenten Form darstellt und Shakyamuni den Buddha in seiner historischen Gestalt, gilt aber ebenso als Bodhisattwa der „König des Heilens“. Der Medizin-Buddha wird vor allem im tibetischen Buddhismus, und in den japanischen Formen des Buddhismus verehrt und angerufen. Auch in der traditionellen tibetischen Medizin ist der Medizin-Buddha fester Bestandteil.

Er wird oft in dunkelblau mit einem Gefäß medizinischen Nektars in der Hand dargestellt wird. Andere Darstellungen zeigen ihn stehend mit einer Arzneifrucht in der Linken und dem Mudra der Schutzgewährung. Er wird oft zur Linken Buddhas dargestellt und mit dem Osten assoziiert.

Die Darstellung in blau, hat dabei nur zufällig (!?) dieselbe Farbabbildung wie das heilige Azurblau der katholischen Mutter Maria, oder anderen Heiligen rund um den Globus. In der asiatisch-buddhistischen Denkweise symbolisiert das Blau den Kosmos der die vier Elemente umgibt, und damit auch den Raum in dem diese sich bewegen. Zudem, eher aus dem ayurvedischen Raum, wird blau mit dem sechsten Chakra, dem Chakra des Lichts das alle Illusionen durchdringt gleichgesetzt – und nach Buddhistischer sowie Hinduistischer Weltanschauung sind die Illusionen (derlei gibt es viele) es die den Menschen im Leiden „gefangen“ halten. – Indem man den Medizin-Buddha blau darstellt, und bei den Visualisierungen der Heilzeremonie auch die gesamte Umgebung in blau getauchtes Licht sich vorstellt, gibt man der raum-füllenden Eigenschaft des Elements in Kombination mit der Kraft des Medizin-Buddha Gestalt, Form und Halt.

In der traditionellen tibetischen Medizin, wird der Medizin-Buddha als Teil der Zeremonie angerufen um den Patienten zu heilen. Heilen wird im buddhistischen Sinne nicht immer mit Heilung der körperlichen Gebrechen assoziiert, sondern sogar noch häufiger mit den geistigen Gebrechen, den sogn. 3 Giften gegen die der Medizin-Buddha hauptsächlich eingesetzt wird. Hass/Wut, Gier/Abhängigkeit, und Unwissenheit/Verblendung. Da diese geistigen Gebrechen aber fast immer zu körperlichen Manifestationen führen – die „alten Heiler“ hatten schon eine sehr genaue Vorstellung von Psychosomatik, nur kein Wort dafür – die den Suchenden von der Erleuchtung abhalten, wurde der Heiltätigkeit, je nach Schule – vor allem Mahajana und Vajrayana, großes Interesse beigemessen.

Es gibt viele Medizinbuddhamantren, welche, die aus den Sutras entstammen, welche die aus tibetischen Tantras entstammen oder aus Termas, welche, die aus dem jap. Vajrayana entstammen.

  • Eines der indischen Originale:
    Om Bhaiṣajya Bhaiṣajya Mahabhaiṣajya Bhaiṣajyaraja Samudgate Svaha
  • Aus einem Terma (tibet. Buddhismus für „verborgener Schatz“) stammt z.B. das Mantra von Padmasambhava als Medizinbuddha (Ogyen Menla):
    Om maha guru beshadze mahabeshadze radza samung gateye soha
  • Aus den Bhaiṣajyaguruvaiḍūryaprabhārāja Sūtra stammt folgendes Dharani (langes Mantra):
    namo bhagavate bhaiṣajyaguru
    vaiḍūryaprabharājāya tathāgatāya
    arhate samyaksambuddhāya tadyathā:
    oṃ bhaiṣajye bhaiṣajye mahābhaiṣajya-samudgate svāhā
  • Aus dem Shingon (sozusagen japan. Vajrayana):
    On koro koro sendari matôgi sowaka. (Jp)
    Om huru huru candâli mâtàngi svâhâ. (Sk)
  • Im Shingon wird aber zum Heilen auch oft das Licht-Mantra benutzt:
    On abokya beirosha nô maka bodara mani handoma jimbara harabaritaya un. (Jp)
    Om amogha-vairocana mahamudrå mani-padma-jvala pravarttaya hûm. (Sk)

weiterführende Links:

Zen, Zen-Buddhismus

Zen-Buddhismus oder Chan (jap.: Zen) ist eine in China ab dem 5. Jahrhundert nach Christus entstandene Linie des Mahayana-Buddhismus, die wesentlich vom Taoismus beeinflusst wurde. Der chinesische Name Chan stammt von dem Sanskritwort Dhyana, das in das Chinesische als Chan’na übertragen wurde. Ab dem 12. Jahrhundert wurde das Zen auch nach Japan übertragen. Die im Westen verwendeten Begriffe zum Zen stammen meistens aus dem Japanischen.

Überlieferung

Von verschiedenen Zen-Meistern wird etwa ab dem Jahre 1000 n. Chr. die Zen-Lehre folgendermaßen charakterisiert (Zitat nach Zen-Worte vom Wolkentor-Berg von Urs App):

Eine Übermittlung außerhalb jeglicher Doktrin, die sich weder auf Worte noch auf Schriften stützt. Ein direktes Hinweisen auf des Menschen Herz:

Wer sein eigenes Wesen schaut, ist ein Erwachter (Buddha).

Die Übermittlung erfolgt persönlich von Lehrer zum Schüler in so genannten Dharma-Linien. Der Buddha Shakyamuni habe einst eine Blume zwischen seinen Fingern gedreht, worauf einzig sein Schüler Kashyapa diese Geste als zentralen Punkt der Lehre unmittelbar verstanden und gelächelt habe.

So setzt sich die Linie fort über 26 indische Meister zu Bodhidharma, der die Lehre nach China gebracht haben soll und so zum ersten Patriarch des Chan (Zen) wurde. Nach weiteren 4 chinesischen Patriarchen teilt sich dann nach dem 6. Patriarchen Eno die Linie in verschiedene Schulen auf. Die wichtigsten sind:

  • Rinzai
  • Soto
  • Ummon
  • Obaku
  • Igyo
  • Hogen
  • Sanbô Kyôdan

Praxis

Zentrales Element der Praxis des Zen ist die Sitzmeditation Zazen, die im Lotus-Sitz in strenger äußerer Disziplin vor allem in Klöstern ausgeübt wird. Indem der Übende alle seine Gedanken zur Ruhe bringt, ermöglicht er die mystische Erfahrung der Erleuchtung (Satori), ein oft plötzlich eintretendes Erleben universeller Einheit und Leere, das der gesamtbuddhistischen Erleuchtung (sanskr.: budhi) entspricht. In diesem Zusammenhang ist oft vom Buddha-Werden, oder der Verwirklichung der eigenen Buddha-Natur die Rede. Der Sprache und Kommunikation ist diese Erfahrung höchstens indirekt zugänglich.

Als Hilfsmittel werden besonders in der Rinzai-Schule geistige Übungen an Koans (paradoxen Rätselsprüchen historischer Zen-Meister) eingesetzt.

Zen in Japan

Die japanische Kultur wurde durch Zen stark beeinflusst. Aus dem Bemühen von Gelehrten, Künstlern und der Samurai um ein tieferes Verständnis von Zen, entstanden eine Reihe verschiedener Disziplinen, die auch als Wege des Zen bekannt wurden:

  • Teezeremonie (Chado – der Teeweg)
  • Zengarten (Gartenkunst)
  • Ikebana (eigentlich: Kado – der Blumenweg)
  • Kyudo (Bogenschießen)
  • Shodo (der Schreibkunst-Weg)
  • Kendo (Der Weg des Schwertes)

Zen wurde zur Geisteshaltung wichtiger Familien der Kriegerkaste (Samurai) und gewann so Einfluss auf die Kriegskünste (Budo). Dadurch entstanden jedoch auch Verbindungen zum japanischen Nationalismus, die nach dem Zweiten Weltkrieg auch aus Reihen des Zen selbst kritisiert wurden.

Zen in der Moderne

In der Neuzeit ist die Verbreitung des Zen in Japan zurückgegangen, jedoch wächst die Zahl der Anhänger in den westlichen Ländern. Begünstigt durch fehlenden Dogmatismus gibt es auch Verbindungen zur katholischen Kirche. Wichtige Vermittler als Priester und gleichzeitig Zen-Meister sind:

Pater SJ Enomiya-Lasalle (1898-1990) und der Pater OSB Willigis Jäger (Ko-un Roshi).

Ein wichtiger zeitgenössischer Dharma-Lehrer ist der Vietnamese Thich Nhat Hanh, der Zen (Mahayana) mit Elementen des Theravada-Buddhismus (Vipassana) verknüpft und damit die Entwicklungs- und Anpassungsfähigkeit (insbesondere was die Adaption des Buddhismus für den Westen anbelangt) des Zen einmal mehr unter Beweis stellt.

Literatur

Kritik

Moderne Zen-Literatur

Weblinks