Spagyrik – Heilsystem der Alchemie

Spagyrik ist nicht jedem ein Begriff. Bei einigen wird er vielleicht mal gefallen sein, bei vielen jedoch nicht. Link zur Begriffserklärung

Spa-gyrik (aus dem griechischen spao/spaein „trennen“ und ageiro/ageirein „zusammenführen“), lateinisch auch Ars spagyrica und Alchemia spagyrica genannt, war ursprünglich bei Paracelsus der wichtigste Grundsatz alchemistischer Arzneizubereitung, seit dem 18. Jahrhundert gleichbedeutend mit Alchemie. Im Wesentlichen wird durch das Trennen und Wiedervereinigen einer beispielsweise Heilpflanze (Droge) eine Wirkungssteigerung erzielt. Pflanzliche, mineralische und/oder tierische Ausgangssubstanzen werden nach alchemistischer Verfahrensweise zu Spagyrika (Einzahl: Spagyrikum) verarbeitet. Nach diesem Prinzip werden auch heute noch arzneiliche Zubereitungen hergestellt (siehe Hersteller-Links weiter unten Soluna, Phylak, Pekana, Phoenix, Heidak, u. a.).

Ein wichtiges Verfahren ist die Destillation, die außer in ihrer einfachen Form auch als Zirkulation (Rückflussdestillation) oder als Kohobation (Mehrfachdestillation) angewendet wird. Voran geht in der Regel ein Aufschluss der Materie – etwa durch Mazeration, auch unter Wärme (Digestion) – der bei biogenen Ausgangsstoffen oft von Fäulnis oder Gärung begleitet abläuft, oder durch gezielten Einsatz von Hefe bewusst herbeigeführt wird. Ein ebenfalls namhafter Prozess ist die Kalzinierung, worunter die Trocknung und Veraschung des Destillationsrückstands verstanden wird. Die Verfahrensschritte konzentrieren sich in der alchemistischen Weltanschauung auf die Abtrennung des „Wesentlichen“ (sinnhaft bedeutet das die Heilinformation, u.a. aber auch die Wirkstoffe) von seiner stofflichen Erscheinung (also die matierell verhafteten Verbindungen). Am Schluss steht die Zusammenführung der Zwischenstufen („Konjugation“) zur „Quintessenz“, der besondere Heilkräfte zugeschrieben werden. Bei vielen heutigen Verfahren werden diese Prozesse entsprechend den Vorgaben (Alexander v. Bernus, Zimpel, u. a.) wiederholt und damit eine immer weitere Potenzierung auch im Sinne der Homöopathie geschaffen. Insgesamt betrachtet werden dadurch auch vorherige Stoffe wie Antimon, Blei und Brom, aber auch Tollkirsche und Eisenhut in ihrer Anwendungsform ungiftig.

Ähnlich wie in der anthroposophischen Herstellungsverordnung, werden auch bei Spagyrika die Heilpflanzen extra und schonend (Stichwort wesensgemäß) angebaut.

Was die Spagyrik für mich so faszinierend macht ist einerseits der weltanschauliche/philosophische Hintergrund in dem das gesamte System eingebettet ist, und andererseits die Vielseitigkeit der Anwendungsmöglichkeiten. Mit ihrer eigenen Komplexität ist die Spagyrik äquivalent mit anderen großen Heiltraditionen wie die TCM  (traditionelle chinesische Medizin) oder Ayurveda, nur aus der „westlichen“ Hemisphäre. Die Spagyrik ist ein wichtiger Teil der Paracelsus-Medizin, der durch viele weitere Teilaspekte wie Astrologie ergänzt wird. Paracelsus war, nach schriftlichem Beleg, der erste der spagyrische Heilverfahren dokumentierte, auch wenn man davon ausgeht, dass die Tradition viel älter ist.

In der alchemistischen Weltanschauung wird versucht, den Mensch in seiner Ganzheit zu erfassen. Und dabei meint man nicht nur Ganzheit im Sinne von einem Körper, der mit Geist und Seele verbunden ist, sondern den Mensch als Mikrokosmos in der Welt (Makrokosmos). Die uns umgebende Welt ist durch Rhythmik bestimmt, z. B. die Jahreszeiten, Tag und Nacht, Wachen und Schlafen, usw. Diese Rhythmik kann ebenso im Mikrokosmos des Menschen wiedergefunden werden. Sind Rhythmik und Zellkommunikation im Körper im Einklang/Fluss (respektive wieder hergestellt), so können auch die organischen Regelkreise optimal arbeiten.

Wir wissen, dass wenn die Umstände und Lebensweisen uns zur Anpassung „zwingen“, unser Körper ein gewisses Maß an Flexibilität an den Tag legt, und eine ziemlich erstaunlich Zeit sich widrigen Umständen anpasst. Wird diese Flexibilität, oder noch besser Dehnbarkeit überstrapaziert (da reichen meist 6 Monate schon aus) bilden sich u. a. Symptome von chronischen Erkrankungen aus. Ergibt das komplexe Mosaik Umfeld-Mensch-Symptom ein Bild, so kann der Therapeut den Patient in seiner Selbstregulation und Selbstheilung unterstützen. Ziel der spagyrischen Therapie ist es, die Entstehung der Pathologie zu begreifen und den Patienten zurück in die gesunde Selbstregulation zu verhelfen. Und die Spagyrika sind dafür wichtige Impulsgeber, die dem Körper helfen Pathomechanismen zu erkennen und umzuwandeln.

Ein kurzes Beispiel in diesen Bereich:

In der Homöopathie werden Veraschungen, also zum Beispiel Kräuter die verbrannt und dann deren Asche weiterverwendet wird, eingesetzt. Man würde allgemeinhin sagen, dass Asche gleich Asche ist und das Feuer alles wesentliche verbrannt hat. Die Alchemie hat in diesem Zusammenhang herausgefunden das dies ein Irrtum ist. Verabreicht man die Asche von Rosmarin, wirkt diese nicht nur anders als die von z.B. Lavendel, sondern beide wirken den Prinzipien entsprechend die auch die Pflanzen vor der Veraschung kennzeichnete. Also Rosmarin wirkt anregend, Lavendel beruhigend. Und genauso verhält es sich mit den Aschen der jeweiligen Pflanzen.

Die Alchemie schlussfolgert daraus, dass trotz dem  Verbrennen etwas von der „Heilschwingung“ zurückbleibt, dass über die rein chemischen Bausteine hinausgeht. Eine Art feinstoffliche/ätherische Trägerinformation.

Und genau diese Trägerinformation oder „Heilschwingung“ – das Wesentliche – ist es, dass die Alchemisten verstärken wollen.

Die Spagyrik stellt neben den Herstellungsverfahren auch einen Überbegriff dar, der die fertigen Arzneimittel beschreibt.

Wer vielleicht etwas neugierig geworden ist, hier ein paar Links zum Thema:

Link: Soluna.de

Link: Spagyrik nach Zimpel von Phylak Sachsen

Link: Spagyrik Pekana

Link: Spagyrik Heidak.ch

Link: Heilpflanzen-Lexikon Heidak.ch

Link: Apotheke 1 Spagyrik

Link: Apotheke 2 Spagyrik

Link: Apotheke 3 Spagyrik

Link: Die spagyrische Hausapotheke

ergänzender Link: naturheilpraxis-ruppert.de

weiterführende Literatur:

2 Gedanken zu „Spagyrik – Heilsystem der Alchemie“

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